Geld – Moral – Schuld – Wahrheit: Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ nach Düren verlegt
In Dürens Posthotel stieg die milliardenschwere Claire Zachanassian ab, nachdem sie im Thalys die Notbremse gezogen hatte, weil ihr die Anreise mit dem Regionalzug zu umständlich erschienen war. Und dann bot sie ihrer verarmten und wirtschaftlich ruinierten Geburtsstadt eine Milliarde Euro als Geschenk an – 500.000 für die Stadtkasse und die andere Hälfte zur Verteilung an alle Einwohner. Unter einer Bedingung: Ihr früherer Geliebter, der sie betrogen und dann ihren Ruf geschädigt hatte, soll sterben.
Einer der beiden Literaturkurse des Gymnasiums Kreuzau hatte sich unter Leitung seiner Lehrerin Barbara Mertens des Klassikers von Dürrenmatt, der ursprünglich in einem kleinen Städtchen in der Schweiz spielt, angenommen und die bitterböse Geschichte auf die Bühne gebracht. Es geht darin um die allmähliche Abkehr der Menschen – einschließlich des Bürgermeisters, der Pfarrerin, der Schulleiterin und aller früheren guten Freunde – von dem angesehenen Geschäftsmann und Kandidaten für die Nachfolge des Bürgermeisters – bis zu dessen gemeinschaftlicher Ermordung. Durch die große Spielfreude und das überzeugende darstellerische Können der Schülerinnen und Schüler wurde dieses Meisterstück einer Tragikomödie an zwei Abenden zu einem eindrucksvollen Erlebnis für die Zuschauer.
Schulleiter Wolfgang Arnoldt gratulierte den Jugendlichen und ihrer Lehrerin zu dem großen Erfolg und zu dem Mut zu einem schwierigen Stück, das wichtige Fragen nach Wahrheit und Schuld, nach Moral und Geld stelle, die heute vielleicht wieder an Bedeutung gewännen.



