Untergang einer Nordsee-Insel

Im Erdkunde-Unterricht haben Schülerinnen und Schüler der Klassen 6b und 6c Geschichten über den Untergang der Insel Rungholt geschrieben. Die Insel verschwand in der tobenden Nordsee bei einer Sturmflut im 14. Jahrhundert. Die Klassen erarbeiteten im Unterricht, wie die Anziehungskraft von Sonne und Mond zusammen mit einem Sturm eine solche Katastrophe erzeugen können. Zu Hause schrieben Freiwillige dann Geschichten, meist aus der Perspektive von Einwohnern Rungholts.

Rungholts Untergang

Von Eva Dederichs, 6b

Rungholt gab es wirklich, bestätigen Forscher. Also begann eine Suche im Wattenmeer. Irgendwas musste es doch noch von Rungholt geben. Aber Forscher haben nur zwei Stunden pro Tag Zeit um den Meeresboden zu untersuchen, denn danach wird die Flut zu hoch. Doch sie hatten Glück und fanden alte Tonscherben, die möglicherweise von Vasen und Töpfen stammen. Rungholt war eine sehr reiche Stadt und jeden Tag kamen viele Schiffe im Hafen an, um Waren zu tauschen oder zu verkaufen. Rungholt war sehr bekannt für sein Salz, denn damit rieben Menschen Fleisch ein, denn so war es länger haltbar. Aber Salz war auch sehr teuer, denn die Menschen von Rungholt kochten es aufwendig aus dem Meerwasser heraus.

Man erzählt sich, dass im Zweiten Weltkrieg ein abgeschossener britischer Pilot im Watt saß und auf einer Flöte spielte, die er im Watt gefunden hatte. Das hörte eine ältere Frau, die auf einer der Inseln in der Nähe lebte. Sie konnte es kaum glauben, als sie die Flöte sah, denn das Instrument war aus Rungholt – ein erster Hinweis darauf, wo die Insel gelegen hatte.

Rungholt

Von Liana Schreyder, 6c

Es war alles vor sehr langer Zeit passiert. Rungholt war eine reiche Stadt und auch meine Heimat. Es gab eine Katastrophe. Ich will ein bisschen davon erzählen:

Auf dem Marktplatz von Rungholt verkaufte ich meinen Fisch. Er wurde in Massen gekauft. Also musst ich aufs Meer fahren, um neuen zu besorgen. In meinem kleinen Boot machte ich mich auf den Weg. Ich sah viele Menschen an mir vorbeilaufen, die mit großen Säcken voll Salz unterwegs waren, um sie auf ein großes Schiff zu laden. Den Salz war in dieser Zeit sehr begehrt. Als ich mein meinem kleinen Boot draußen auf dem Meer trieb, sah ich plötzlich große Gewitterwolken auf mich zukommen. Plötzlich sah ich eine Blitz zucken. Und Donnergrollen, so laut, wie ich es noch nie gehört hatte. Und noch ein Blitz, dann noch einer! Dann fing das Wasser an unruhig zu werden. Große Wellen schlugen mit voller Kraft gegen das kleine Boot. Ich weiß immer noch nicht wieso, aber ich wusste, dass ich sofort zurück musste. Also ruderte ich so schnell ich konnte. Ich sah schon die Schiffe im Hafen. Da prasselte der Regen in großen Tropfen auf mich herab. Endlich war ich angekommen. Ich lief pitschnass durch die Menschenmassen. Und ich wusste, dass jeder ahnte, dass eine große Gefahr auf uns zukam. Es fing noch stärker an zu regnen und die Menschen, die sich noch nicht in ihre Häuser zurückgezogen hatten, brachten den Rest des Marktes zu sich nach Hause. Jetzt war es klar, dass dies kein gewöhnlicher Sturm sein konnte.

Plötzlich packte mich eine Hand – meine Schwester. Sie zog mich ins Haus. Wir saßen eine Zeit lang da und wussten nicht, wie wir uns auf den Sturm vorbereiten sollten. Plötzlich hörten wir einen Schrei: „Los, alle schnell auf die Boote, wir müssen von hier weg!“ Wir rannten sofort nach draußen. Dort stand uns das Wasser bereits bis zu den Knien. Ich sah nur noch rennende Menschen , die ihre Kinder mit sich zogen und um ihr Leben liefen. Einige standen einfach nur da, denn sie glaubten nicht, was grade passierte.

Viele retteten sich auf die Boote, die Rungholt verließen, doch die meisten blieben zurück. Ich sah, wie die nächste Welle gegen das Land schlug. Meine Schwester und ich konnten uns grade noch auf das letzte Schiff retten. Und ich hörte das Weinen der Kinder. Wir entfernten uns immer weiter von Rungholt. Voller Schmerz sah ich, wie die Insel unterging. Ich sah Menschen, die verzweifelt versuchten, nicht unterzugehen. Und ich hörte wieder das Weinen vieler Kinder.

Wir entfernten uns immer weiter von unserer Heimat, bis wir nichts mehr sehen konnten. Und heute ist Rungholt nur noch ein nasser Fleck auf der Landkarte.

Rungholts Untergang aus der Sicht eines Fischers

Von Levi Rensinghof, 6b

Ich war mit meiner Frau und meiner Tochter gerade beim Angeln, als plötzlich ein Brausen zu hören war. Es wurde immer lauter und ich konnte spüren, dass es gefährlich war. Plötzlich schüttete es wie aus Eimern, aber als ich genau hinsah, war über uns eine gewaltige Welle. Ich rief meiner Frau zu, sie solle sich und das Baby in Sicherheit bringen, aber da wurde ich auch schon bewusstlos. Eine riesengroße Welle war auf mich eingestürzt.

Als ich wieder zu mir kam, schwamm ich auf einem Stück Holz mitten im Meer. Ich trieb noch einige Tage ohne Essen und Trinkwasser. Eines morgens wurde ich auf eine Insel gespült. Ich freute mich erst riesig, doch dann wurde mir klar, dass ich alles verloren hatte. Meine Frau , mein Kind, Verwandte und Freunde. Ich fing an zu weinen. Doch plötzlich kamen zwei Männer aus einem Gebüsch und direkt auf mich zu. Sie waren komisch gekleidet und hatten Palmwedel in den Händen. Sie kamen immer näher und ich hatte große Angst. Doch dann fing einer an zu reden. Er fragte mich, woher ich komme und wie ich heiße. Ich erzählte ihm auch vom Unwetter und das ich alles verloren hatte. Dabei dachte ich: Immerhin wird meine Sprache gesprochen. Die zwei Männer führten mich in den Wald. Überall waren gruselige Geräusche zu hören und mir lief es eiskalt den Rücken herunter.

Endlich waren wir da. Vor uns standen mehrere Häuser aus dem schönsten Holz, das ich je gesehen hatte. In der Mitte des Platzes stand ein sehr großes Haus, aus dem jetzt ein kleiner, dicker Mann kam. Anscheined war er der König, denn alle verbeugten sich vor ihm. Also tat ich es auch. Ich hockte eine Ewigkeit auf dem Boden bis der kleine rundliche Mann zu mir kam und mir etwas überreichte. Ich brauchte lange, bis ich begriff, was es war. Es war eine Frucht. Sie war hart, braun und etwas haarig. Bei uns auf Rungholt gab es solche Früchte nicht. Ich hatte ein paar Probleme beim Öffnen, aber da kam ein Mann mit einem spitzen Stein und hackte die Schale auf. Die Frucht war sehr lecker.

Nach dem Essen brachte man mich in eine Hütte. Die Menschen dort sagten, dass sie mich erstmal aufnehmen wollten. Die restlichen Tage, Wochen und Monate waren Luxus pur. Ich musste nichts machen und bekam alles gebracht. Ja, so ist es bis heute noch und ich hoffe, es bleibt auch so.

 

Zur Desktop Ansicht wechseln