Interviewreihe “Guter Unterricht” – Folge 3: Lehrerin Kerstin Söns

Um den Unterricht noch motivierender und effizienter zu machen setzt unsere Schule auf das Kooperative Lernen: Schülerinnen und Schüler sollen in bestimmten Unterrichtsphasen mehr Eigenverantwortung bekommen und sich gegenseitig informieren, Arbeitsergebnisse verbessern und Lernerfolge testen. Dazu dienen zum Beispiel Abfolgen von Einzel-, Partner- und Gruppenarbeiten mit entsprechenden Aufgabenstellungen. Seit Beginn des Kooperativen Lernens am Gymnasium Kreuzau ist einige Zeit vergangen. Grund genug für unsere digitale Schülerzeitung, Schüler, Eltern und Lehrer nach ihren bisherigen Erfahrungen und ihren Vorstellungen von gutem Unterricht allgemein zu fragen. Für das dritte Interview haben zwei Schülerinnen der Klasse 9d, Jana Honert und Sina Rixen, ihre Klassenlehrerin Kerstin Söns befragt.

Jana: Vielen Dank, dass Sie das Interview mit uns machen. Dann fangen wir jetzt mit den Fragen an.
Frau Söns: Sehr gerne.

Sina: Wie sollte Unterricht am besten ablaufen?
Frau Söns: Also, ich finde guter Unterricht ist erstmal geprägt durch eine Einstiegsphase, in der man ein Thema einführt. Dazu kann man zum Beispiel ganz gut Hausaufgaben nutzen. Ich finde, dass Hausaufgaben so aufgegeben werden sollten, dass sie einen Nutzen haben, zum Beispiel um in die nächste Unterrichtsstunde einzusteigen. Guter Unterricht ist auch geprägt von verschiedenen Phasen: Einstieg, Erarbeitung und Sicherungsphasen wechseln einander ab, so dass man den Schülern auch eine Möglichkeit gibt, kooperativ zu arbeiten und man am Ende der Stunde klare Ergebnisse und eine gemeinsame Basis hat, sodass sowohl ich als Lehrer als auch die Schüler das Gefühl haben: In dieser Stunde sind wir da und da hingekommen und sind jetzt auf einem bestimmten Kenntnisstand.
Jana: Es gibt zwei Arten von Unterricht, einmal kooperativen und einmal frontalen. Wir würden gerne wissen welchen sie besser finden?
Frau Söns: Ich finde die kooperativen Formen bieten mehr Möglichkeiten, die Schüler zu aktivieren und dass jeder auch die Möglichkeit hat, etwas zu tun, was in vielen Fächern vor allen Dingen im Fremdsprachenunterricht sehr dienlich ist, weil dann auch jeder mal sprechen kann – und nicht nur Einzelwörter. Frontalunterricht hat den Vorteil, dass man die Möglichkeit hat, in relativ kurzer Zeit viel zu informieren. Das kommt halt drauf an. Ich unterrichte lieber mit schülerorientierten Methoden. Die brauchen aber auch wesentlich mehr Zeit.

Sina: Erkennt man anhand der Leistung auf welchem Wissensstand die Schüler sind?
Frau Söns: Die schriftlichen Leistungen oder die mündlichen Leistungen?
Sina: Generell.
Frau Söns: Im Fach Deutsch sieht man das zum Beispiel an der Rechtschreibung oder am Satzbau. Es hat meiner Meinung nach zugenommen, dass es da Schwierigkeiten gibt. Aber das hat ja nicht immer unbedingt etwas damit zu tun, was jemand kann. Ein Schüler kann ja auch tolle Texte schreiben oder Informationen aus dem Text entnehmen, macht aber selber beim Verfassen viele orthografische Fehler. Das muss man differenziert betrachten.
Sina: Und könnte es auch sein, dass zum Beispiel WhatsApp oder soziale Medien das Schreiben beeinflussen?
Frau Söns: Mit Sicherheit. Ganz bestimmt.

Jana: Da sie Lehrerin für Englisch und Deutsch sind, würden wir gerne wissen, ob sie Unterschiede in den Leistungen in den verschiedenen Fächern sehen?
Frau Söns: Als Hauptfach-Lehrer werde ich ja eigentlich nicht eingesetzt, beide Fächer in einer Klasse zu unterrichten. Ich hatte aber schon mal Ausnahmesituationen, weil mal längerfristig ein Lehrer ausgefallen ist. Dann hatte ich also kurzzeitig Schüler in beiden Fächern. Bei Sprachen sieht man natürlich Parallelen. Aber man kann manchmal beobachten, dass jemand in einer Fremdsprache nicht so gut ist, aber sich in der Muttersprache gut ausdrücken kann – oder auch anders herum. Man kann schon marginale Unterschiede erkennen.

Sina: Wir hatten mal eine Lehrerin hier, die hatte erzählt, dass an ihrer vorherigen Schule der Unterricht mit jeweils zwei Lehrern stattgefunden hat. Wie würden sie das finden?
Frau Söns: Das finde ich ist eine gute Sache. Das habe ich im Referendariat oft gemacht, wenn ich im Ausbildungsunterricht war und länger in Klassen war, also mit dem Fachlehrer viel zusammengearbeitet habe. Wenn man sich dann abspricht und ein gutes System hat, hat man natürlich auch mehr Betreuer pro Schüler. In meiner Klasse sind zum Beispiel 25 Kinder. Ich bin eine Person und wenn wir zu zweit wären, wäre einer für 12 Kinder verantwortlich. Das ist natürlich anders – man kann sich dann mehr kümmern.

Jana: Was ist ihre Meinung zu Hausaufgaben im Allgemeinen?
Frau Söns: Ich finde Hausaufgaben nötig, aber auch nur dann, wenn es sinnvoll ist. Ich gebe Hausaufgaben auf, wenn ich eine Stunde abgeschlossen habe und es mir sinnvoll erscheint, weil es zum Beispiel noch etwas zum Abschluss bringt oder zum Üben für eine Arbeit sinnvoll ist, als Einstieg in die nächste Stunde taugt oder um Dinge zu vertiefen. Ist das aber nicht der Fall, finde ich, kann man auch mal sagen: „Heute gibt es nichts auf.“ Das kommt bei mir aber selten vor.

Sina: Also ist das sozusagen ihr Hausaufgaben-Schema?
Frau Söns: Ja. Also ich gebe eigentlich immer etwas auf, aber nur dann, wenn es mir sinnvoll erscheint.
Jana:Werden die Hausaufgaben den Klassen oder dem Alter der Schüler angepasst?
Frau Söns:Wenn man sich das anguckt, in der Grundschule oder bei den Fünfern gibt es immer eine Faustregel. Die Schüler sollten am Nachmittag nicht länger als eine bestimmte Zeit an ihren Hausaufgaben sitzen. Doch je älter die Schüler werden, desto komplexer werden die Aufgaben. Mal habt ihr ein Fach und dann drei Tage wieder nicht und manchmal hat man ein Fach vom einen auf den anderen Tag. Darauf muss man auch achten.
Sina: Denken sie auch über die Hausaufgaben aus anderen Fächern nach, die die Schüler noch aufbekommen und erledigen müssen?
Frau Söns: Das tue ich, wenn ich darüber informiert werde. Also wenn ich nicht mit euch im Dialog bin und ihr dann sagt „Mmh, das ist aber blöd, wir haben hier und da viel auf“, erfahre ich das ja nicht immer. Es steht nicht immer alles im Klassenbuch und da guck ich auch nicht immer nach. Bei mir ist das so: Ich plane eine Stunde und denke darüber nach, welche Hausaufgabe am Ende der Stunde sinnvoll wäre. Wenn ich dann aber von Schülern zum Beispiel höre „Wir haben gerade die Klassenarbeit und den Test geschrieben“, geht das dann auch anders. Ich versuche meistens, es umzustrukturieren.
Jana: Merkt man bei verschiedenen Aufgabentypen, dass es den Schülern einfacher beziehungsweise schwerer fällt,einen bestimmten Aufgabentyp zu bewältigen wie zum Beispiel Texte verfassen?
Frau Söns: Ja. Wenn Aufgaben kleinschrittiger sind, sind die natürlich anders zu bearbeiten als ein komplexer Schreibauftrag.
Sina: Wieso werden bei nicht gemachten oder vergessenen Hausaufgaben Striche verteilt, wenn diese einem selbst schaden?
Frau Söns: Das ist eine sehr sinnvolle Frage an der Stelle. Es gibt eben oft Kandidaten, die die Sinnhaftigkeit von Hausaufgaben nicht sehen und die man dann halt zu ihrem Glück zwingen muss, wie ich es salopp sagen würde. Die nicht absehen können, dass, wenn sie die Hausaufgaben nicht machen, sie die nächste Klassenarbeit oder den nächsten Test verhauen und man dann versucht, erzieherisch einzugreifen und sie dann zum Nacharbeiten einlädt.

Jana: Können sie als Lehrerin den Stress von Schülern nachvollziehen?
Frau Söns: Ja, das kann ich meistens. Oftmals vergisst man das wahrscheinlich als Lehrer, weil man sein Konzept hat. Man kommt in die Klasse , hat seine Sachen im Kopf, weiß, dann und dann ist eine Klassenarbeit und welchen Stoff man durchbekommen muss. Man denkt als Lehrer nicht immer daran, aber natürlich bekommt man dann mit, wenn die Schüler erzählen, was sie alles noch auf dem Programm haben und vom Nachmittagsunterricht erzählen, was für ein Aufwand dahinter steckt.
Sina: Das waren dann alle Fragen. Vielen Dank, dass sie sich Zeit für uns genommen haben.

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