Du hast fünf Minuten zum Packen – Interaktive Ausstellung über Flucht aus dem Kongo
„Ich dachte, dass Kleider und Proviant wichtiger sind als Zeugnisse,“ sagte Leon Pauli aus der Jahrgangsstufe Q1, als er am Montag den missio-Truck auf dem Schulhof verließ. „Da wurde ich eines Besseren belehrt.“ Die Sekundarschule Kreuzau/Nideggen und das Gymnasium der Gemeinde Kreuzau hatten gemeinsam die katholische Hilfsorganisation ins Schulzentrum eingeladen. Deren Truck ist eine mobile, interaktive Ausstellung zum Thema Flucht. Die Schülerinnen und Schüler, die in dieser Woche gruppenweise die Stationen des missio-Trucks durchlaufen, bekommen anfangs eine Rolle zugeteilt. Sie beginnen zum Beispiel als Straßenhändler in der Kivu-Region im Kongo. Plötzliche Ereignisse zwingen sie zur Flucht – es bleibt wenig Zeit, etwas mitzunehmen.
„Ich habe Pass, Zeugnisse und Adressbuch mitgenommen,“ berichtete Marcel Widenka, ebenfalls aus der Q1. Damit hatte er theoretisch eine bessere Ausgangslage – musste aber am Ende seiner simulierten Fluch erleben, was flüchtenden Kongolesen allzu oft tatsächlich widerfährt: „Trotzdem habe ich es am Ende zwar in eine ruhigere Region geschafft, aber keinen Job, keine eigene Wohnung und auch keine Freunde gefunden.“
Das Szenario des missio-Trucks stellt die tatsächlichen Probleme vieler Menschen im Kongo dar: Die Bodenschätze der Region, zum Beispiel Coltan-Vorkommen, ermöglichen den herrschenden Kriegsherren große Gewinne. Entsprechend umkämpft ist vor allem die Kivu-Region, wo die Minen liegen. Die Armeen der Warlords verschleppen immer wieder Menschen, zwingen sie zur Arbeit im Bergbau, Vergewaltigungen sind häufig.
Einzelne Schicksale Betroffener lernen die Schülerinnen und Schüler schon in einer Einführungsveranstaltung kennen, die sie auf die Fluchterfahrung im Truck vorbereitet. Referenten von missio erläutern anhand kurzer Filmsequenzen Fluchtursachen und die anarchischen Zustände im Ost-Kongo. Anschließend gehen die Teilnehmer jeweils zu zweit durch die Räume im Truck.