Shisha-Aufklärung in Hörsaal 1

Von unserer Lehrerin Martina Wittlinger

Montag, 23. März 2015: Ganze 108 Schüler des Jahrgangs 6 am Gymnasium Kreuzau in Begleitung von sechs Lehrerinnen fahren nach Aachen in die Uniklinik, dort findet die Vorlesung zum Thema Rauchen statt. Eine Vorlesung zum Thema Rauchen für die Unterstufe? Was hat diese Altersstufe mit Rauchen zu tun? Eben, in der Regel noch nichts. Und damit das so bleibt, wurde diese Vorlesung konzipiert. Die Vorlesung soll die Schüler  informieren, aber auch präventiv wirken. Denn der Suchtfaktor des Nikotins ist so groß, dass man sehr schlecht wieder aufhören kann, auch wenn man über die Auswirkungen Bescheid weiß. Das Einstiegsalter bei der Zigarette liegt zwischen 13 und 14 Jahren.
Deshalb setzt diese Veranstaltung vor dem ersten Griff zur Zigarette an. Wenn man einmal angefangen hat, ist es meistens schon zu spät.

Doktor Carolin Becker im Gespräch mit unseren Schülern.

Doktor Carolin Becker moderierte die Veranstaltung mit.

Zum Ablauf: Im ersten Teil geht es um Daten und Fakten. Wie viele Menschen sterben jährlich an den Folgeerkrankungen des Rauchens? Es sind fünf Millionen weltweit. Das sind 140.000 Menschen jährlich in Deutschland. Die Schüler werden in die Vorlesung gut eingebunden, da sie zu verschiedenen Fragen abstimmen dürfen. Wie bei „Wer wird Millionär?“ wird das Ergebnis der Abstimmung eingeblendet.
Im zweiten Teil der Vorlesung geht es um die Auswirkungen des Rauchens. Dr. Carolin Becker erklärt an Bildern die Auswirkungen auf die Organe des Atmungssystems. So kann man an den gezeigten Bildern gut die Veränderungen erkennen, die durch das Rauchen eintreten, zum Beispiel an den Bildern von Hauptschlagader, Herz und Lunge. Auch die vom Rauchen verursachten Krankheiten wie Lungenkrebs, Schlaganfall und Raucherbein werden verständlich erklärt.
Natürlich ist auch die Shisha, also die Wasserpfeife, ein Thema. Hier eine Frage zur Shisha:
Eine Shisha-Sitzung ist so schädlich wie
eine Kaugummizigarette?
1 Zigarette?
100 Filterzigaretten?
100 filterlose Zigaretten?
Wie hätten Sie sich entschieden? 80 Prozent der Schüler haben sich für die dritte Möglichkeit entschieden. Richtig ist die vierte Möglichkeit – 100 filterlose Zigaretten…
Shisha-Rauchen ist auch deshalb so gefährlich, weil der Tabak durch Geschmacksstoffe verändert wird, wie zum Beispiel Honig- oder Kirsch-Aroma. Außerdem wird der Rauch so gekühlt, dass man den Rauch besonders tief einatmet und damit bis in die letzte Ecke der Lunge kommt.
Nach der Pause konnten wir mithilfe eines Films eine Lungenendoskopie verfolgen. Der Arzt hat nicht nur die verwendeten Geräte erklärt, sondern auch die Bilder, die er mithilfe einer Kamera auf einen Bildschirm projeziert wurden. Durch eine Röntgenaufnahme hatte man bei dem untersuchten Patienten schon Lungenkrebs festgestellt. Mithilfe der Endoskopie konnten wir den Krebstumor sehen, der schon die ganze Lunge befallen hatte.
Im letzten Teil der zweistündigen Vorlesung berichtet ein Patient der Uniklinik, Herr H., von seiner Krankheit und seiner Raucherkarriere.

H. hat mit 14 Jahren angefangen zu rauchen. 2003 erlitt er einen Herzinfarkt, zu diesem Zeitpunkt raucht er etwa 50 Zigaretten am Tag. Weil seine jüngste Tochter vor ihm steht und sagt: „Papa, ich will nicht, dass du stirbst“, schafft er den Absprung von der Zigarette.  2011 wird trotzdem bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert. Seitdem kommt Herr H. regelmäßig ins Klinikum zur Chemotherapie, um den Tumor an der weiteren Ausbreitung zu hindern – im März zum 32. Mal. H. berichtete von einer App, die er seit 2003 auf seinem Handy hat. Ausgehend von dem damaligen Preis von drei Euro für eine Packung Zigaretten hat er jeden Tag den Preis für zwei Schachteln gespart. Am Tag unseres Besuches war er seit 4199 Tagen Nichtraucher und hatte 215.988 Zigaretten nicht geraucht und 32.398 Euro gespart.
Die Schüler konnten H. auch Fragen stellen, die er bereitwillig beantwortete.
Und wenn wir durch diese Fahrt nur einen Schüler vom Rauchen abhalten, dann hat sich die Fahrt schon gelohnt. In diesem Zusammenhang danken wir als Biologiefachschaft dem Förderverein, der die Hälfte der Buskosten übernommen hat.
Wir danken auch allen Referenten der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen für die kompetente und schülerorientierte Moderation der Vorlesung.

01. April 2015 Autor:  Karsten Engelmann 0 Kommentare

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