Unterricht mal anders: Urologe und Frauenärztin in den Klassen des 9. Jahrgangs

Für den Biologie-Unterricht zu den Themen Sexualität und Hormone, Verhütung und HIV hat unsere Schule von Fachleuten Unterstützung bekommen: Der Urologe Dr. Schumacher und die Frauenärztin Dr. Lutz-Wirz kamen in die Klassen des 9. Jahrgangs. In nach Geschlecht getrennten Gruppen hatten die Schülerinnen und Schüler eine Unterrichtsstunde, also 70 Minuten lang, Gelegenheit, Fragen zum Thema Körper, dessen Veränderung und Sexualität zu stellen.

Dr. Schumacher: „Jungen haben’s schwer!“

Jungen seien sich in gesundheitlicher Hinsicht weitestgehend selbst überlassen, erläuterte Dr. Schumacher die Bedeutung seiner Arbeit. Ärztliche Ansprechpartner gebe es kaum, mit zunehmender Männlichkeit – oder was dafür gehalten werde – und unter dem Diktat von Hormonen, Coolness und Stärke, würden weder die Eltern gefragt, noch der Kinderarzt besucht. Mädchen würden durch den Zyklus ihres Körpers regelmäßig an ihn erinnert und spätestens beim Wunsch nach der Pille stehe der Besuch beim Gynäkologen auf dem Programm.

Bei Jungen sei die letzte Instanz einer möglichen Prävention, die Musterung vor Wehr- oder Ersatzdienst, in den letzten Jahren auch noch weggefallen, ergänzte Schumacher.

In der Schule wird zwar biologisches Grundwissen vermittelt, durch digitale Medien – vor allem Pornographie – seien die Jungen aber „overscripted, but underinformed“, fuhr Schumacher fort. Sie haben also den Kopf voller unzusammenhängender Bilder und Vorstellungen, aber keine Möglichkeit, diese einzuordnen. Insgesamt bestehe ein ziemliches Nichtwissen um den eigenen Körper, der dann vielfach in der Pubertät zusätzlich noch als Fremd-Körper empfunden werde.

Um eine echte Hilfe zu bieten, dürfen Aufklärer wie Schumacher also kein Blatt vor den Mund nehmen. Entsprechend konkret sind die Fragen, die er mit Jungengruppen im Alter von unseren Neuntklässlern bespricht:
Ist es schlimm jeden Tag zu masturbieren? Ist zu viel Selbstbefriedigung schlecht? Gibt es Risiken bei der Masturbation? Wie lang muss ein Penis sein? Mit wie vielen Jahren hat ein Junge im Durchschnitt sein erstes Mal?
Woran merkt man, dass ein Mädchen Sex haben möchte? Was ist eine gute Anfängersexstellung? Dabei kommen eine Menge Begriffe auf den Tisch: Masturbation, Petting; Sexting, also digitales Mobben mit sexuellen Inhalten; gegenseitige sexuelle Verantwortung; Homosexualität und Homophobie.

In den letzten Jahren hat Schumacher verschiedene Schulen in Aachen, Düren und Kreuzau besucht und mehrere hundert Jungen unterrichtet. Auch die Jungen unseres 9. Jahrgangs waren davon sehr angetan und empfehlen die Wiederholung für den nächsten Jahrgang

Ähnlich überzeugend war Frauenärztin Lutz-Wirz, Gynäkologin der Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung (ÄGGF) bei den Mädchen. Auch sie hat lange Erfahrung: Seit 20 Jahren besucht sie Schulen, um Fragen der Schülerinnen zu beantworten, zum Beispiel zu Themen wie Pubertät, Menstruation,
Schwangerschaft, Verhütung, Frauenarztbesuch, Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen, sexuell übertragbare Krankheiten, Körperakzeptanz, Essstörungen, Rauchen, Alkohol und Drogen. Die Themen richten sich nach den Fragen der Schülerinnen.

Die Fachschaft Biologie bedankt sich im Namen unserer Schüler für die Unterstützung!

09. Juni 2017 Autor:  Karsten Engelmann 0 Kommentare

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